Analoge Anfänge
Als ich vor fast fünfzig (!) Jahren angefangen habe zu fotografieren, gab es die Überlegung, ob man die Bilder entwickeln lassen soll, gar nicht. Natürlich hat man das gemacht! Vor Allem wurde man ja auch danach gefragt: „Und, sind die Bilder was geworden?“ Die Ergebnisse gingen in der Runde von Hand zu Hand. Jeder war neugierig. Angefangen von Klassenfahrten bis zu Partybildern. Zu Hause stapelten sich die 9 x 13 Bildchen in Schuhkartons. Manche waren es wert, in einem Album zu verschwinden, das man dann Jahre später – unter lautem Gelächter – mal wieder herausgekramt wurden.
Irgendwann machte ich keine kleinen Bildchen mehr. Nur noch, wenn ich mit der Familie in den Urlaub fuhr. Immer noch auf Kodak Negativ Farbfilm. Für die „eigene“ Fotografie, wie ich es damals nannte, hatte ich mir schon längst eine eigene Dunkelkammer eingerichtet. Aber was für einen Aufwand ich betreiben musste, weil der nötige Platz nicht vorhanden war. Für einen Abend war die Zeit zu knapp, es lohnte sich erst wenn ich alles für mindestens zwei Tage aufbauen konnte: Bis die Schalen mit Entwickler und Fixierbad angesetzt waren, das Vergrößerungsgerät aufgebaut und das Fenster abgeklebt war … Wie gesagt, ein unglaublicher Aufwand bis ich endlich beginnen konnte. Aber damals wollte ich das.
Zu jener Zeit fand ich Gefallen an Jazzmusik. Das Capitol in Mannheim war quasi mein zweites Wohnzimmer. Man konnte dort ohne jegliche Barrieren fotografieren. Ich probierte alle möglichen Schwarz-Weiß Filme, mit allen möglichen Entwicklern aus. Ich habe z. B. Pushentwicklung gemacht: 800 bis 1000 ISO! (Was für ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, das 1000 ISO das höchste der Gefühle war. Darüber ging nichts mehr!) Wenn es dann doch zu dunkel war, hat man die Kamera eben. weggepackt – Blitzen wurde gar nicht gerne gesehen!
Und dann waren natürlich noch die Dia-Filme. Fast eine Glaubensfrage, ob man Kodak oder Agfa nehmen sollte. Etwas später kann dann noch Fujifilm dazu. Von diesen Diafilmen konnte man zwar Abzüge machen lassen, die Qualität war, aus heutiger Sicht, allerdings grottenschlecht!
Anfang des Jahres habe ich meine alten Bestände – Dias und eben diese Abzüge – durchgesehen: Unglaublich, mit welchem Müll ich mich damals zufrieden gegeben habe! Alles was mir an Abzügen in die Hände gefallen ist, habe ich entsorgt. Einen Großteil der Dias auch. Es werden noch sehr viele folgen.
Wenn man sich so im Internet umschaut, stellt man fest, dass die analoge Fotografie wieder richtig hipp ist! Man könnte meinen, nur wer Filme einlegt, fotografiert richtig, nur die analoge ist die echte Fotografie! Es werden sogar wieder Filme auf den Markt gebracht, die Nachfrage ist scheinbar da. Diese werden natürlich entwickelt, und – man glaubt es kaum – eingescannt! (Geht’s noch???)
Ich lege heute keine Filme mehr ein. Ganz sicher nicht! Ich habe vor einigen Wochen meine Leica M6 verkauft. Mit drei Objektiven. Die analoge Fotografie hat sich für mich damit erledigt.
Digitale Revolution
Dann kam irgendwann digital. Für mich in Jahr 2005 mit der Canon EOS 1D. Gleichzeitig kaufte ich mir einen DIN A4 Drucker von Canon. Gedruckt habe ich auf Papier von Aldi! Mit dieser Kombination habe ich sehr viele Bilder ausgedruckt, diese dann in Klarsichtfolie gepackt und in einen Ordner verstaut. Irgendwann fiel mir auf, dass die Drucke, die ich an den Schrank gepinnt hatte, massiv an Farbe verloren hatten. Die im Ordner waren ok. Klar: kein Licht, keine Luft – was soll da passieren. Heute weiß ich, das Papier hatte zu viele Weißmacher, die verwendete Tinte war einfach nach einer gewissen Zeit darauf verblasst. Dies war der Auslöser, mich richtig mit der Druckerei auseinanderzusetzen.
Heute, nach fast fünf Jahren drucken, frage ich mich, wieso mindestens 90% der Fotografen nur für den Monitor produzieren? Gemachte Bilder werden auf Facebook, Twitter, Instagram oder Flickr veröffentlicht – und verschwinden in den Tiefen des Internets. Irgendwo habe ich gelesen, dass täglich nahezu 2 Mrd. Fotos hochgeladen werden! Zwei Milliarden! Man muss sich das vorstellen. Ohne die Bilder, die auf Festplatten gebunkert werden. Aufzuhalten ist das natürlich nicht mehr. Nur merke ich immer mehr, dass ich mich dagegen wehre, mir irgendwelche Bilder auf einem Handy anzusehen. Vor allem dann, wenn diese Bilder von ambitionierten Amateurfotografen gemacht wurden. Akzeptieren kann ich das nur noch, wenn Großväter/-mütter die Fortschritte ihrer Enkelkinder zeigen wollen.
Aus Fotografien werden Kunstwerke
Drucken ist natürlich nicht ganz billig. Wenn man das mit hochwertigem Material macht ist es sogar richtig teuer. Es gibt außerdem Einiges zu beachten – Farbmanagement zum Beispiel. Der Monitor sollte schon richtig kalibriert sein. Im Grunde ist die korrekte Farbdarstellung nicht zwingend notwendig – ich drucke ja keinen Katalog, wo z. B. die Farbe eines Kleidungsstückes wirklich relevant ist. Die Hautfarbe sollte aber schon richtig wiedergegeben werden.
Papier ist wichtig. Und es gibt viele gute Papiere. Angefangen von Hahnemühle über Moab, Tecco, Sihl usw.. Im laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass es Motive gibt, die nach matter Oberfläche geradezu verlangen – und umgekehrt.
Ich habe noch nie so qualitativ gute Bilder produziert wie heute. Der Druck macht es möglich. Scharf, brillant und – ganz wichtig – sofort verfügbar! Einen pädagogischen Aspekt hat das Drucken auch noch. Es kann vorkommen, dass ich mich an einem Motiv regelrecht festbeiße. Die meisten Fotografen kennen das! Das Drucken zwingt einem geradezu, Entscheidungen zu treffen. Nämlich, das eine finale Bild auszuwählen – von den vielen guten, die man vielleicht vom einem Motiv gemacht hat. (Fünf Bilder von ein und dem selben Motiv zu drucken wird teuer.)
Also Freunde der Fotografie, kauft einen Drucker. Ob Epson oder Canon ist völlig egal. Da müsst ihr euch einlesen. Kauft gutes Papier. Hahnemühle ist für mich bei mattem Papier der Favorit (Photo Rag 308). Wenn ihr dieses Papier in der Hand habt, wisst ihr, warum Fotografie zur Kunst wird! Das ist natürlich alles persönlicher Geschmack. ICC Profile hinterlegen und beim Drucken entsprechend auswählen. Drucker am Rechner anmelden und los geht’s. Ich drucke über Lightroom. Ein mächtiges Druckertool!
Natürlich kommt zum Schluss die Frage: Was macht man mit all den Ausdrucken? Ausstellen, verkaufen … Gut, wenn man Fans oder Käufer hat.
Und jetzt schließt sich der Kreis: Die Bilder wandern, wie vor 50 Jahren in eine Box. Diese ist heute aus säurefreien Papier. Oder in einer Präsentationsmappe. Ich fühle wieder die Fotografie – im wahrsten Sinne des Wortes! Wie zu meinen Anfängen, als ich noch Filme eingelegt oder Dias in den Händen hatte. Das alles mache ich nur für mich. Weil ich mit der Fotografie ein faszinierendes Hobby gefunden habe und mich an einem gelungenem Ausdruck immer wieder erfreuen kann.
Weiterführende Links zum Thema Drucken: