Fine Art Fotografie auf Washi
Heute mal einen Beitrag ohne Bildgalerie!
Ich habe vom Fine Art Printer, Ilford und Halbe Rahmen das Angebot genutzt und mir Rahmen und Washi-Papier (japanisches handgeschöpftes Papier) gekauft. In Zingst, beim Stand von Ilford, gab es dieses Papier zu bestaunen. Natürlich hervorragend präsentiert in einem Distanz-Rahmen von Halbe. Der Druck sah völlig anders aus als das, was ich bisher gesehen oder selbst produziert hatte.
Selbstverständlich wusste ich, dass es so ein Papier gibt. Probiert hatte ich es noch nie.
Bei meinem gekauften Papier handelt es sich um das „TESUKI-WASHI ECHIZEN PEARL 110GSM.“ Grundsätzlich kann ich bei diesem Papier auf das „Pearl“ verzichten. Ganz matt, was es auch gibt, wäre mir lieber gewesen! Aber gut, das Angebot war so. Und günstiger bekommt man Papier und Rahmen nicht mehr.
Die Oberfläche des Washi hat einen Sternglanz-Effekt. Ein anderes Wort dafür fällt mir nicht ein.
Soweit zur Vorgeschichte.
Als langjähriger Fotograf mit über fünf Jahrzehnten Erfahrung stehe ich vor einem faszinierenden Moment – dem Blick auf eines der edelsten Druckmedien, die heute verfügbar sind. Handgeschöpftes Washi-Papier von Ilford repräsentiert die perfekte Symbiose zwischen traditioneller japanischer Handwerkskunst und modernster Beschichtungstechnologie.
Die Besonderheit des handgeschöpften Washi:
Jeder Bogen dieses Papiers ist ein Unikat. Die traditionelle Herstellung aus Maulbeerfasern (Kozo) durch japanische Meister bedeutet, dass keine zwei Bögen identisch sind. Diese natürlichen Unregelmäßigkeiten – leichte Dickenvariationen, organische Faserstrukturen, zarte, feine Oberflächentexturen – verleihen meinen Prints eine Lebendigkeit, die industriell gefertigte Papiere niemals erreichen können. Die Fasern sind deutlich länger als bei herkömmlichen Papieren, was zu einer außergewöhnlichen Haltbarkeit und einem charakteristischen, fast dreidimensionalen Erscheinungsbild führt.
Technische Herausforderungen für den Pixelpeeper wie mich!
Als jemand, der jedes Detail genau anschaut, habe ich festgestellt, dass Washi tatsächlich eine völlig andere Sprache spricht als z.B. glatte Barytpapiere. Das natürliche Aufsaugen der Fasern führt zu einem „Dot Gain“ – die Tinte wird leicht in die Struktur hineingezogen, was zu einer natürlichen Weichzeichnung führt. Dies mag zunächst kontraproduktiv erscheinen, wenn man gewohnt ist, jedes Detail genau zu kontrollieren. Aber genau hier liegt die Magie: Das Papier „interpretiert“ mein Bild und verleiht ihm eine organische Qualität.
Farbmanagement und ICC-Profil
Für optimale Ergebnisse sollte man ein ICC-Profil für die Drucker-Tinte-Kombination zur Verfügung haben. Diese Profile hat in der Regel jeder Papierhersteller für verschiedene Drucker auf der Website. Die unregelmäßige Oberfläche des Washi reagiert anders auf verschiedene Tinten. Epson UltraChrome-Tinten beispielsweise verhalten sich anders als Canon LUCIA-Tinten auf diesen Beschichtungen. (Habe ich gelesen)
Bildauswahl und -bearbeitung
Nicht jedes Bild wird auf Washi gleich gut zur Geltung kommen. Besonders geeignet sind:
- Landschaften mit natürlichen Elementen: Die organische Textur des Washi harmoniert wunderbar mit Bäumen, Wasser, Wolken
- Portraits mit weicher Beleuchtung: Die natürliche Diffusion des Papiers schmeichelt Hauttönen
- Abstrakte oder minimalistische Kompositionen: Die Textur wird Teil der künstlerischen Aussage
- Monochrome Arbeiten: Hier zeigt Washi seine wahre Stärke – die Grauwertabstufungen werden samtiger, organischer
Für die Bildbearbeitung empfiehlt sich eine zurückhaltendere Schärfung als gewohnt. Die Klarheit sollte man eher über Kontraste in den Mitteltönen steuern als über harte Kantenanhebung.
Druckeinstellungen und -technik
Die Druckgeschwindigkeit sollte man reduzieren – im Treiber kann man „schnell“ abwählen. Damit gibt man dem Papier Zeit, die Tinte optimal aufzunehmen. Die Papierdicke variiert bei handgeschöpftem Material. Ein leicht erhöhter Düsenabstand kann helfen, Kontakt mit der unebenen Oberfläche zu vermeiden. Ich habe aber bisher keine Streifen vom Druckkopf gehabt.
Handhabung und Präsentation
Handgeschöpftes Washi verzeiht keine Fingerabdrücke. Ich verwende grundsätzlich Baumwollhandschuhe. Nicht nur beim Drucken, sondern auch beim späteren Handling. Finger sind meistens etwas fettig und können dauerhafte Flecken hinterlassen. Für die Präsentation empfiehlt es sich, Distanzrahmen zu benutzen. Das Washi-Bild „schwebt“ in einem Rahmen, sodass die charakteristischen, unregelmäßigen Kanten sichtbar bleiben. Die Firma Halbe bietet entsprechende Rahmen an. In bestechender Qualität. (Kennt jemand was Besseres?)
Nach über 50 Jahren Fotografie verstehe auch ich, dass es bei diesem Thema nicht nur um technische Perfektion geht (ansonsten meistens). Handgeschöpftes Washi verbindet die technisch ausgereiften Drucker mit einer jahrtausendealten Tradition. Jeder Print wird zu einem unglaublichen Erlebnis.
Genau wie vor Jahren, als ich meinen ersten Print, der aus dem Drucker kam, in die Hand genommen habe. Die Unvorhersagbarkeit des Materials zwingt einen, ein Stück Kontrolle abzugeben. Eventuell entsteht etwas Zufälliges! Das kann für einen Pixelpeeper wie mich zunächst beunruhigend sein, führt aber oft zu den emotionalsten und ausdrucksstärksten Prints.
Im Moment befinde ich mich noch in der Experimentierphase.
Die Wahl des ersten Motivs auf diesem kostbaren Material will gut durchdacht sein. Ich habe auch einige Aufnahmen durchforstet. Wie gesagt, nicht jedes Bild eignet sich für den Druck auf handgeschöpftes Papier. Fehldrucke möchte ich natürlich vermeiden.
Das Washi-Papier ist nämlich verdammt teuer!
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